KNIEGELENKARTHROSE − STADIEN
Arthrose, medizinisch Arthrosis deformans (gr.: árthron = Gelenk und lat.: deformare = verunstalten, verstümmeln), zählt weltweit zu den häufigsten Gelenkerkrankungen und tritt mit fortschreitendem Alter ab etwa 60 bis 65 Jahren infolge zunehmenden Verschleißes (Degeneration) ein.
Knorpelschäden entstehen unter anderem durch Übergewicht, Fehlstellungen, Verletzungen, Gewalteinwirkung auf das Gelenk oder durch natürliche Abnutzung mit zunehmendem Alter. Im letztgenannten Fall wird der Knorpel in der Regel gleichmäßig schleichend abgenutzt. Eine fortschreitende Schädigung ist oft mit bewegungsabhängigen Schmerzen, Anlaufschmerzen als auch Bewegungseinschränkungen verbunden.
Im Rahmen einer ärztlichen Diagnose werden neben einer Anamnese und einer Beweglichkeitsprüfung meistens noch eine Ultraschalluntersuchung und/oder ein Röntgenbild zur Beurteilung herangezogen. Das Kniegelenk des von Arthrose (Gonarthrose) betroffenen Patienten zeigt im Röntgenbild typische Veränderungen wie Verminderung des Spaltes zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein oder Knochenneubildungen (Osteophyten).
Die folgenden Schweregrad-Tabellen beschreiben das Ausmaß des Krankheitsbildes und sind neben einer Dokumentationsgrundlage über den Krankheitsverlauf auch für einen weiterbehandelnden Arzt oder Therapeuten von großem Nutzen.
Blutwertbestimmung (COMP) bei Arthrose
K & L-Grade | Beschreibung | Röntgendarstellung |
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Grad 0 | Keine Veränderungen/Arthrosezeichen (ohne Befund). | |
Grad 1 | Zweifelhafte Verengung der Gelenkfläche und mögliche osteophytische Lippen (= strukturelle Knochenveränderungen). Hinweis! Infolge vermehrter Druckbelastung erfolgt eine Verdichtung des Knochengewebes unter der Knorpelschicht (subchondrale Sklerosierung). Hinweis! Konservative Behandlungsformen werden empfohlen. |
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Grad 2 | Deutliche Osteophyten, deutliche Verengung des Gelenkraums. 👉 Osteophyten = Knochenneubildungen in Form von Knochenvorsprüngen oder Höckern am Rand des Knochens oder als flächenhafte Auflagerungen auf der Gelenkfläche.
Hinweis! Konservative Behandlungsformen werden empfohlen. |
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Grad 3 | Moderate vielfache Osteophyten, deutliche Verengung des Gelenkspalts, etwas Sklerose und mögliche Deformität der Knochenkontur. Hinweis: Deutliche Verengung des Gelenkspalts (> 50 %). Hinweis! OP-Indikation ist meistens gegeben. |
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Grad 4 | Große Osteophyten, deutliche Verengung des Gelenkraums, starke Sklerose und deutliche Deformität der Knochenkontur. Hinweis! OP-Indikation ist meistens gegeben. |
Bei der Zustandsbeurteilung des Kniegelenks, der beiden Menisken und des Kniegelenkknorpels durch bildgebende Verfahren wie MRT (Magnetresonanztomografie) oder durch Arthroskopie (Gelenkspiegelung), sind neben einigen anderen Grad- oder Stadieneinteilungen besonders die beiden nachstehenden Gradeinteilungen weit verbreitet. Hierbei wird die sichtbare Oberfläche des Gelenkknorpels beurteilt.
ICRS-Grade | Beschreibung |
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Grad 0 | keine erkennbaren Defekte |
Grad 1a | intakte Oberfläche, Fibrillationen und/oder leichte Erweichung (≙ Grad 1 Outerbridge) |
Grad 1b | zusätzlich oberflächliche Risse/Fissuren |
Grad 2 | Läsionstiefe < 50 % der Knorpeldicke (abnormaler Knorpel) (≙ Grad 2 Outerbridge) |
Grad 3a | > 50 % Tiefe der Knorpeldicke, nicht bis zur kalzifizierenden Schicht (schwer abnormaler Knorpel) (≙ Grad 3 Outerbridge) |
Grad 3b | > 50 % Tiefe der Knorpeldicke, bis zur kalzifizierenden Schicht |
Grad 3c | > 50 % Tiefe der Knorpeldicke, bis zur subchondralen Platte |
Grad 3d | > 50 % Tiefe der Knorpeldicke, mit Blasenbildung |
Grad 4a/b | vollständige Knorpelläsion mit Durchbruch der subchondralen Platte (≙ Grad 4 Outerbridge) |
Outerbridge- Grade |
Beschreibung |
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Grad 0 | Normalbefund (Knorpel mit intakter, glatter, weißer Oberfläche und guter Konsistenz). |
Grad 1 | Erweichung der Oberfläche, die aber glatt und nicht aufgefasert ist. |
Grad 2 | Oberfläche ist aufgefasert mit Einrissen und stellenweise halber Knorpelschichtdicke. |
Grad 3 | Breitflächige, tiefe Fissuren bzw. Krater mit instabilen oder unterminierten Rändern, die aber den Knochen noch nicht erreichen. |
Grad 4 | Hier liegt ein großflächiger Vollschicht-Knorpelverlust vor, der bis zum darunter liegenden Knochen reicht. Dieses wird auch als "Knochenglatze" bezeichnet. Hier reiben die freiliegenden Knochen direkt aufeinander. |
Das A und O für die Gesunderhaltung eines Knorpels oder das Hinauszögern einer Knorpelschädigung ist Bewegung und die Vermeidung von Übergewicht. Da der Knorpel keine Blutgefäße besitzt, wird der kollagenhaltige Knorpel durch die umgebende Gelenkflüssigkeit genährt. Und unterstütz wird diese Knorpelversorgung am besten durch Bewegung allgemein und Wandern, Spazierengehen, Joggen auf weichem Untergrund, Nordic Walking, Schwimmen oder Rad fahren.
Bei bereits geschädigtem Knorpel führen gleichförmige, belastungsarme Bewegungen wie Fahren auf dem Fahrradergometer oder Bewegungsübungen im warmen Wasser zur Schmerzlinderung und zur Verzögerung einer weiteren Verschlimmerung.
Physiotherapie
Konventionelle BewegungstherapieUnterwasserbewegungstherapie
Gehschule
Isometrisches Muskeltraining
Physikalische Therapie
Kälte- und WärmetherapieElektrotherapie
Akupunktur
Ultraschall
Massagen
Hydro-/Balneotherapie
Ergotherapie
GelenkschutztrainingHilfsmittelversorgung und -gebrauchsschulung
Orthopädische Hilfsmittel
Entlastende GehhilfenOrthopädische Schuhzurichtungen und Maßeinlagen
Orthesen
Quelle: Robert Koch-Institut (Hrsg) (2013) Arthrose. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Heft 54. RKI, Berlin
"Alle Angaben auf dieser Seite dienen nur der allgemeinen Information und nicht der Selbstdiagnose, geben keine Therapieempfehlungen und ersetzen nicht den Arztbesuch!"