TEXTILFASER-KENNZEICHNUNG
Um den Verbraucher vor irreführenden Begriffen zu schützen, hat die europäische Gesetzgebung definiert, was unter den einzelnen Faserarten zu verstehen ist. Zunächst gilt die Kennzeichnungspflicht nur für Erzeugnisse mit einem Gewichtsanteil an Textilfasen von mindestens 80 %. Somit fallen Lederjacken oder Pelzmäntel nicht unter diese Vorschrift.
Hinsichtlich der Kennzeichnung wird vorgeschrieben, dass ein Textilerzeugnis mit den Gewichtsanteilen der verwendeten textilen Rohstoffe in Prozent des Nettotextilgewichts anzugeben ist. Besteht ein Textilerzeugnis aus mehreren Fasern, so sind diese in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils zu benennen.
Beispiel für ein leicht les- und sichtbares Etikett(Textil besteht aus verschiedenen Faserarten und nichttextilen Hornknöpfen:
25 % Polyester
5 % sonstige Fasern
„Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“
Hinweis! Abkürzungen/Kurzzeichen sind nicht zulässig
Reine Textilerzeugnisse
Nur Textilerzeugnisse, die ausschließlich aus einer Faser bestehen, dürfen den Zusatz "100 %", „rein“ oder "ganz" auf dem Etikett oder der Kennzeichnung tragen.
Multifaser-Textilerzeugnisse
Auf dem Etikett oder der Kennzeichnung von Textilerzeugnissen werden die Bezeichnung und der Gewichtsanteil aller im Erzeugnis enthaltenen Fasern in absteigender Reihenfolge angegeben.
Sofern die enthaltenen Fasern am Gesamtgewicht eines Textilerzeugnisses bis zu 5 % betragen, beziehungsweise am Gesamtgewicht eines Textilerzeugnisses zusammen bis zu 15 % betragen, dürfen diese als "sonstige Fasern" bezeichnet werden.
Halbleinen
Textilerzeugnisse mit 40 % Leinen am Gesamtgewicht, können als "Halbleinen" bezeichnet werden, wobei die Art der Zusammensetzung "Kette reine Baumwolle — Schuss reiner Flachs (bzw. Leinen)" hinzugefügt werden muss.
Bezeichnungen von Textilfasern
1 Wolle
Faser vom Fell des Schafes (Ovis aries) oder ein Gemisch aus Fasern von der Schafschur und aus Haaren der unter Nummer 2 genannten Tiere
Schurwolle auf … Bulgarisch: „необработена вълна“ — Spanisch: „lana virgen“ oder „lana de esquilado“ — Tschechisch: „střižní vlna“ — Dänisch: „ren, ny uld“ — Deutsch: „Schurwolle“ — Estnisch: „uus vill“ — Griechisch: „παρθένο μαλλί“ — Englisch: „fleece wool“ oder „virgin wool“ — Französisch: „laine vierge“ oder „laine de tonte“ — Irisch: „olann lomra“ — Italienisch: „lana vergine“ oder „lana di tosa“ — Lettisch: „pirmlietojuma vilna“ oder „cirptā vilna“ — Litauisch: „natūralioji vilna“ — Ungarisch: „élőgyapjú“ — Maltesisch: „suf verġni“ — Niederländisch: „scheerwol“ — Polnisch: „żywa wełna“ — Portugiesisch: „lã virgem“ — Rumänisch: „lână virgină“ — Slowakisch: „strižná vlna“ — Slowenisch: „runska volna“ — Finnisch: „uusi villa“ — Schwedisch: „ny ull“ |
2 Alpaka, Lama, Kamel, Kaschmir, Mohair, Angora (-kanin), Vikunja, Yak, Guanako, Kaschgora, Biber, Fischotter, mit oder ohne zusätzliche Bezeichnung „Wolle“ oder „Tierhaar“
Haare nachstehender Tiere: Alpaka, Lama, Kamel, Kaschmirziege, Angoraziege, Angorakanin, Vikunja, Yak, Guanako, Kaschgoraziege, Biber, Fischotter
Alpakas sind lamaähnliche Nutztiere, die in Peru und Chile gezüchtet werden. |
3 Tierhaar, mit oder ohne Angabe der Tiergattung (z. B. Rinderhaar, Hausziegenhaar, Rosshaar)
Haare von verschiedenen Tieren, soweit diese nicht unter den Nummern 1 und 2 genannt sind
4 Seide
Faser, die ausschließlich aus Kokons seidenspinnender Insekten gewonnen wird
5 Baumwolle
Faser aus den Samen der Baumwollpflanze (Gossypium)
6 Kapok
Faser aus dem Fruchtinneren des Kapok (Ceiba pentandra)
7 Flachs bzw. Leinen
Bastfaser aus den Stängeln des Flachses (Linum usitatissimum)
8 Hanf
Bastfaser aus den Stängeln des Hanfes (Cannabis sativa)
9 Jute
Bastfaser aus den Stängeln des Corchorus olitorius und Corchorus capsulatis. Im Sinne dieser Verordnung sind der Jute gleichgestellt: Fasern aus Hibiscus cannabinus, Hibiscus sabdariffa, Abutilon avicennae, Urena lobata, Urena sinuata
10 Manila
Faser aus den Blattscheiden der Musa textilis
11 Alfa
Faser aus den Blättern der Stipa tenacissima
12 Kokos
Faser aus der Frucht der Cocos nucifera
13 Ginster
Bastfaser aus den Stängeln des Cytisus scoparius und/oder des Spartium junceum
14 Ramie
Faser aus dem Bast der Boehmeria nivea und der Boehmeria tenacissima
15 Sisal
Faser aus den Blättern der Agave sisalana
16 Sunn
Faser aus dem Bast der Crotalaria juncea
17 Henequen
Faser aus dem Bast der Agave fourcroydes
18 Maguey
Faser aus dem Bast der Agave cantala
19 Acetat
Faser aus Zellulose-Acetat mit weniger als 92 %, jedoch mindestens 74 % acetylierter Hydroxylgruppen
20 Alginat
Faser aus den Metallsalzen der Alginsäure
21 Cupro
Regenerierte Zellulosefaser nach dem Kupfer-Ammoniak-Verfahren
22 Modal
Nach einem geänderten Viskoseverfahren hergestellte regenerierte Zellulosefaser mit hoher Reißkraft und hohem Modul in feuchtem Zustand. Die Reißkraft (BC) in aufgemachtem Zustand und die Kraft (BM), die erforderlich ist, um in feuchtem Zustand eine Dehnung von 5 % zu erzielen, sind Folgende:
BC (Zentinewton) ≥ 1,3 √ T + 2 T
BM (Zentinewton) ≥ 0,5 √ T
wobei T die mittlere längenbezogene Masse in Dezitex ist.
23 Regenerierte Proteinfaser
Faser aus regeneriertem und durch chemische Agenzien stabilisiertem Eiweiß
24 Triacetat
Aus Zellulose-Acetat hergestellte Faser, bei der mindestens 92 % der Hydroxylgruppen acetyliert sind
25 Viskose
Bei Endlosfasern und Spinnfasern nach dem Viskoseverfahren hergestellte regenerierte Zellulosefaser
26 Polyacryl
Faser aus linearen Makromolekülen, deren Kette aus mindestens 85 Gewichtsprozent Acrylnitril aufgebaut wird
27 Polychlorid
Faser aus linearen Makromolekülen, deren Kette aus mehr als 50 Gewichtsprozent chloriertem Olefin (z. B. Vinylchlorid, Vinylidenchlorid) aufgebaut wird
28 Fluorfaser
Faser aus linearen Makromolekülen, die aus aliphatischen Fluor-Kohlenstoff- Monomeren gewonnen werden
29 Modacryl
Faser aus linearen Makromolekülen, deren Kette aus mehr als 50 und weniger als 85 Gewichtsprozent Acrylnitril aufgebaut wird
30 Polyamid oder Nylon
Faser aus synthetischen linearen Makromolekülen, deren Kette sich wiederholende Amidbindungen aufweist, von denen mindestens 85 % an lineare aliphatische oder zykloaliphatische Einheiten gebunden sind
31 Aramid
Fasern aus linearen synthetischen Makromolekülen mit aromatischen Gruppen, deren Kette aus Amid- oder Imidbindungen besteht, von denen mindestens 85 % direkt an zwei aromatische Kerne gebunden sind und deren Imidbindungen, wenn vorhanden, die Anzahl der Amidbindungen nicht übersteigen darf
32 Polyimid
Faser aus synthetischen linearen Makromolekülen, deren Kette sich wiederholende Imideinheiten aufweist
33 Lyocell
Durch Auflösungs- und Spinnverfahren in organischem Lösungsmittel (Gemisch aus organischen Chemikalien und Wasser) hergestellte regenerierte Zellulosefaser ohne Bildung von Derivaten
34 Polylactid
Faser aus linearen Makromolekülen, deren Kette zu mindestens 85 Masseprozent aus Milchsäureestereinheiten besteht, die aus natürlich vorkommenden Zuckern gewonnen werden, und deren Schmelzpunkt bei mindestens 135 °C liegt
35 Polyester
Faser aus linearen Makromolekülen, deren Kette zu mindestens 85 Gewichtsprozent aus dem Ester eines Diols mit Terephtalsäure besteht
36 Polyethylen
Faser aus gesättigten linearen Makromolekülen nicht substituierter aliphatischer Kohlenwasserstoffe
37 Polypropylen
Faser aus linearen gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffen, in denen jeder zweite Kohlenstoff eine Methylgruppe in isotaktischer Anordnung trägt, ohne weitere Substitution
38 Polyharnstoff
Faser aus linearen Makromolekülen, deren Kette eine Wiederkehr der funktionellen Harnstoffgruppe (NH-CO-NH) aufweist
39 Polyurethan
Faser aus linearen Makromolekülen, deren Kette eine Wiederkehr der funktionellen Urethangruppen aufweist
40 Vinylal
Faser aus linearen Makromolekülen, deren Kette aus Polyvinylalkohol mit variablem Acetalisierungsgrad aufgebaut wird
41 Trivinyl
Faser aus drei verschiedenen Vinylmonomeren, die sich aus Acrylnitril, aus einem chlorierten Vinylmonomer und aus einem dritten Vinylmonomer zusammensetzt, von denen keines 50 % der Gewichtsanteile aufweist
42 Elastodien
Elastische Faser, die aus natürlichem oder synthetischem Polyisopren besteht, entweder aus einem oder mehreren polymerisierten Dienen, mit oder ohne einem oder mehreren Vinylmonomeren, und die, unter Einwirkung einer Zugkraft um die dreifache ursprüngliche Länge gedehnt, nach Entlastung sofort wieder nahezu in ihre Ausgangslage zurückkehrt
43 Elasthan
Elastische Faser, die aus mindestens 85 Gewichtsprozent von segmentiertem Polyurethan besteht, und die, unter Einwirkung einer Zugkraft um die dreifache ursprüngliche Länge gedehnt, nach Entlastung sofort wieder nahezu in ihre Ausgangslage zurückkehrt
44 Glasfaser
Faser aus Glas
45 Elastomultiester
Faser, die durch die Interaktion von zwei oder mehr chemisch verschiedenen linearen Makromolekülen in zwei oder mehr verschiedenen Phasen entsteht (von denen keine 85 % Gewichtsprozent übersteigt), die als wichtigste funktionale Einheit Estergruppen
enthält (zu mindestens 85 %) und die nach geeigneter Behandlung um die anderthalbfache ursprüngliche Länge gedehnt, nach Entlastung sofort wieder nahezu in ihre Ausgangslage zurückkehrt
46 Elastolefin
Für Fasern aus mindestens 95 Gewichtsprozent Makromolekülen, zum Teil quervernetzt, zusammengesetzt aus Ethylen und wenigstens einem anderen Olefin, und die, unter Einwirkung einer Zugkraft um die anderthalbfache ursprüngliche Länge gedehnt, nach Entlastung sofort wieder nahezu in ihre Ausgangslage zurückkehren
47 Melamin
Faser, die zu mindestens 85 Gewichtsprozent aus quervernetzten, aus Melaminderivaten bestehenden Makromolekülen aufgebaut ist
48 Bezeichnung entsprechend dem Stoff, aus dem sich die Fasern zusammensetzen, z. B. Metall (metallisch, metallisiert), Asbest, Papier, mit oder ohne Zusatz „Faser“ oder „Garn
Fasern aus verschiedenen oder neuartigen Stoffen, die vorstehend nicht aufgeführt sind
49 Polypropylen/Polyamid-Bikomponentenfasern
Bikomponentenfaser, die zu 10 bis 25 Gewichtsprozent aus in eine Polypropylenmatrix eingebetteten Polyamidfibrillen besteht
50 Polyacrylat
Faser aus quervernetzten Makromolekülen, die aus mehr als 35 Gewichtsprozent Acrylatgruppen (Säure, Leichtmetallsalze oder Ester) und weniger als 10 Gewichtsprozent Acrylnitrilgruppen in der Kette und bis zu 15 Gewichtsprozent Stickstoff in der Quervernetzung aufgebaut wird“
Quelle: VERORDNUNG (EU) Nr. 1007/2011 vom 27. 09. 2011 und anschließenden Ergänzungen
Angorawolle, die Haare des Angorakaninchens, wird in Deutschland zusätzlich in fünf Klassen eingeteilt: Klasse 1: reinweiß, vollkommen sauber, unverworren, mindestens 6 cm lang; Klasse 2: reinweiß, vollkommen sauber, unverworren, unter 6 cm lang, jedoch mindestens 3 cm lang; Klasse 3: reinweiß, vollkommen sauber, unverworren, weniger als 3 cm lang; Klasse 4: weiß, vollkommen sauber, verfilzt und verworren; Klasse 5: weiß, verfilzt, verworren, verunreinigt und/oder mit Fremdkörpern durchsetzt. |
