CODE–Knacker

Lexikon der Codes - Symbole - Kurzzeichen


BRIEFMARKENSPRACHE

Eltern sind einfach neugierig. Und um sich dieser Neugier zu entziehen, haben Jugendliche in allen Epochen unterschiedliche Codes erdacht, den nur sie verstehen. Sei es die heutige Jugendsprache, die in den Ohren der Erwachsenen oder Eltern wie undefinierbares Kauderwelsch klingt oder die nichtssagenden Webabkürzungen wie sie in SMS-Nachrichten, E-Mails oder Chatrooms angewendet werden.

Vor nicht allzu langer Zeit, war die mitmenschliche Kommunikation noch in Form des Briefeschreibens üblich. Und genau hier setzt die Briefmarkensprache oder Postkartensprache an, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts von einem unbekannten Urheber ersonnen wurde. Über Wasserdampf geöffnete Briefe waren nicht selten und gerade Verliebte wussten von diesen unlauteren Machenschaften der Eltern und Geschwister.

Dieser Code wurde bis in die 1960er-Jahre angewendet und war eine beliebte Möglichkeit, geheime Botschaften in Form von unterschiedlichen Anordnungen der Briefmarken (mal links-, mal rechtsgeneigt, ein anderes mal kopfstehend oder auf der Seite liegend geklebt), deren Kombinationsmöglichkeiten noch mit unterschiedlichen Werten erweitert wurden, dem Empfänger zukommen zu lassen. Bei zwei Briefmarken waren so etwa 56 Kombinationen möglich, deren Bedeutung in entsprechen Anwendungsbüchlein "dechiffriert" wurden.

 

Auswahl einiger Briefmarkenpositionen und deren Bedeutung (Es wurden auch Kombinationen aus 2 Briefmarken verwendet)


Ich erwarte Dich Schlaf wohl und träume süß Ich sehne mich nach Dir Vergiss mich nicht Wo kann ich Dich treffen Ich liebe Dich Ich bin Dir ewig treu Darf ich zu Dir kommen? Ich kann Dich nicht vergessen Willst Du mein sein? Glaube an die Zukunft Ich muss Dich sprechen

Quelle der Briefmarkenpositionen und Bedeutungen: Die Blumen- und Briefmarkensprache von H. Baar, Verlag von G. Danner in Mühlhausen, 1918